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Ludwig Zwo - Wellenschaum
Künstler Jörg Herwegh begibt sich in Aschau auf die Spuren des Märchenkönigs Ludwig II.
von Elisabeth Kirchner, OVB 30.07.2020
Ein-Mann-Theater im Aschauer Kurpark: Jörg Herwegh begibt sich auf die Spuren des Märchenkönigs.
Viele Legenden ranken sich um den Tod von König Ludwig II. Und auch wenn die Hintergründe wohl nie endgültig geklärt werden, wichtig sei, „ihm die Würde zurückzugeben“. Jörg Herwegh widmete sich in einer Ein-Mann-Inszenierung in Aschau der Geschichte des Märchenkönigs und seines tragischen Todes.
Aschau – Als Ort für seine Inszenierung unter dem Titel „Ludwig Zwo – Wellenschaum“ hatte sich der Künstler eine königliche Kulisse mit unverstelltem Blick auf die Kampenwand und das Priental ausgesucht. Als kleine Bühne diente eine Theke verziert mit einem Portraitbild des Königs und beleuchtet von zwei Fackeln.
Viele Fakten, wort- und gestenreich verpackt
Wort- und gestenreich, berührend und dennoch mit vielen Fakten ging Herwegh auf die bayrische und deutsche Geschichte, auf des Königs Leben und schließlich auf dessen letzten Stunden ein. Zeitversetzt ins Jahr 1949 – also 63 Jahre nach des Königs Tod im Würmsee und dem Jahr des Erlaß des Grundgesetzes – zog Herwegh Bilanz: Zum 1000-jährige Reich, von dem Hitler träumte, das „Gottlob“ aber nur 14 Jahre währte. Zu den Wittelsbachern, “das alte, hohe Adelsgeschlecht,“ dass sich konsequent den Nazis verweigert hatte. Oder zum Würmsee, der erst durch den aufkommenden Tourismus zum Starnberger See wurde. Es war ein weiter Bogen, den Herwegh spannte – und der sich schließlich auf das Leben des Märchenkönigs verengte.
Die Ausstellung „Götterdämmerung. König Ludwig II und seine Zeit“ 2011 auf der Herreninsel zusammenfassend verwob Herwegh die äußeren Umstände der Königszeit geschickt mit der Person des Märchenkönigs. Von frühester Kindheit an zum König-Sein gedrillt und erzogen, das Militärische verachtend, hingezogen zu Musik und Literatur, war Ludwig II. „nicht für den Job des Königs geeignet“, so Herwegh.
Ohne ihn gäb‘s wohl keinen Ring der Nibelungen
Oft werde übersehen, dass er auch viel Gutes in seiner Amtszeit bewirkt habe: Ohne ihn kein Ring der Nibelungen, ohne ihn kein Festspielhaus in Bayreuth, keine Gründung der Polytechnischen Hochschule und des Maximilianeums. Talent, das Geld zum Fenster hinauszuwerfen, Ludwigs Wunsch, das Volk durch die Kultur zu erhöhen, das Fehlen eines geeigneten politischen Beraters – das Ganze war letztlich zum Scheitern verurteilt, wie der Künstler urteilte.
Herwegh nahm die Zuschauer noch weiter ein, als er auf die letzten Tage des Königs in Schloss Berg einging. Bis heute sei sein Tod nicht vollständig aufgeklärt, es gebe viele Ungereimtheiten. Kein Wunder also, dass sich auch Literaten des Stoffes angenommen haben. Untermalt von Wagnerischer Musik rezitierte Herwegh aus Klaus Manns (1906-1949) Novelle „Vergitterte Fenster. Novelle um den Tod des König Ludwig II von Bayern“, der über das Werk selbst sagte: „Diese Königs-Legende hat die Farben der gemeinsten Kitsch-Postkarten.“ Brilliant, wie Herwegh den Abend-Spaziergang im stürmischen Gewitter-Regen nachzeichnete, wie Ludwig II. sich ins Wasser stürzt, von Gudden ihn noch retten will, aber vergeblich: „Sie sinken herab wie ein liebendes Paar.“ Aber, so Herwegh nach atemloser sekundenlanger Stille: „Diese Darstellung Manns ist künstlerischer Freiheit geschuldet.“ Viele Fakten sprächen dagegen.
Königliche Spuren in der Literatur
In ihrem Gedicht „Der Prinzregent“ habe Kaiserin Sissi keinen Hehl aus ihrer Verachtung des Nachfolgers, des Märchnenkönigs Prinzregent Luitpold, gemacht: „Seine Neffen stieß er heimtückisch von dem Thron…“
Eine weitere literarische Fantasie über das Ableben des Königs habe er bei Mori Ogai (1862-1922) gefunden, ein japanischer Militärarzt und Literat, der in den 1880r-Jahren in Deutschland studierte und bis heute als der Übersetzer der Werke Schillers und Goethes ins Japanische gilt. Bei Ogai verliebt sich Ludwig II. unglücklich in eine Angestellte des königlichen Hofs, so Herwegh. Deren Tochter, eine Blumenverkäuferin, fährt Jahre später mit einem Freund an den Würmsee. Und während man rudert, passiert das Boot auch Schloss Berg, wo Ludwig II. mit seinem Leibarzt spazieren geht.
Der Monarch erkennt die Geliebte
Der König wiederum glaubt seine ehemalige Geliebte Marie zu erkennen, stürzt sich ins Wasser, und ertrinkt zusammen mit von Gudden. Aber auch die vermeintliche Marie, die nur weg will, fällt ins Wasser und ertrinkt unglücklich. Aber auch damit kläre sich nicht, wie der König umgekommen sei. Herwegh: Allein, man solle ihm die Würde zurückgeben, denn „Wellenschaum lässt die Phantasie niemals ruhen.“
Kindertheater "RabenSchaben"
RabenSchaben - Mehr als nur heile Kinderwelt
ovb online am 10.07.2020
Schlüpfen mit kleinem Aufwand überzeugend in ihre Rollen: Jörg Herwegh und Kirsten Lossin als Esel und Fuchs.
Wasserburg – Es wird wieder Theater gespielt auch für Kinder und Jugendliche.
„RabenSchaben“ heißt das neue Programm, das Jörg Herwegh schon vor dem Corona-Ausbruch geplant hat, wobei er die viele spielfreie Zeit nutzte zum Basteln von Masken. Denn vorgeführt wird in „RabenSchaben“ eine Vielfalt von Tieren, wie sie in den zugrunde liegenden Fabeln eine bedeutende Rolle spielen. Stehen sie doch alle für menschliche Schwächen: sie sind eitel, überheblich und auch mal frech.
„RabenSchaben“ ist ein Bestandteil des Theaterprojekts „Freiluft“, mit dem das Theater Herwegh in diesen Wochen an zahlreichen Orten im Landkreis unterwegs ist.
Kurz, prägnant und klare Aussagen
Das Schöne: Fabeln sind kurz, prägnant und haben vor allem eine klare Aussage. Also alles, was Kinder lieben. Jörg Herwegh hat nun aus diversen bekannten und unbekannteren Geschichten ein 60-Minuten-Programm erstellt, wozu es natürlich eine Rahmenhandlung brauchte: eine Bäuerin und ihren faulen Sohn. Die beiden erleben allerlei Abenteuer – eine Herausforderung für die beiden Kindertheater-erfahrenen Schauspieler Jörg Herwegh und Kirsten Lossin, die in Windeseile von einer Rolle in die andere schlüpfen. Ihre aus Pappmaschee mit billigem Mehl als Kleber selbst gebastelten Halbmasken (die Baumärkte hatten im Lockdown ja geschlossen) erinnern an die Commedia dell´arte. Ebenso ihre auf Körperhaltung und typische Bewegungsmuster basierende Bewegungsart.
So erlebt man ein pfiffig turbulentes Treiben, das einen ganz eigenen Charme entwickelt, jenseits des Erzähltheaters der Fabeln. Es wird mitnichten eine heile Kinderwelt mit lieblichen Geschichten vorgestellt, aber zumindest steht ein Happy End am Schluss. Da finden in der ausgedörrten Welt die verzweifelte Taube und der Maulwurf einen Weg, doch noch die letzte Wasserreserve in einem Fass für sich nutzbar zu machen. Sie werfen Steine hinein, der Wasserspiegel steigt, und so müssen beide nicht verdursten.
Ute Fischbach-Kirchgraber
Staudham bei Wasserburg: Eine neue Verschwörungstheorie über die letzten Tage des Kini
04.12.19 ovb © Ute Fischbach-Kirchgraber
Großschauspieler Jörg Herwegh verkörpert wie kein anderer den Kini. Seine Inszenierung: „Der Kini-Schiaßer“ war prall gefüllt mit Informationen und dramaturgischen Kniffen. Thomas Kirchgraber
War es Mord? Suizid? Ein Unglücksfall? Das Erste, sagen patriotische Bayern. Auf der Bühne in Staudham bei Wasserburg dreht sich alles um den Kini und den „Kini-Schiaßer“. Dieser verrät Unglaubliches über König Ludwig II.
Staudham – Niemand hat die bayrische Seele so geprägt wie er: Ludwig II., unser Kini. Der tragische repräsentative Monarch, der keine Kriege führen wollte, sondern sich lieber den Künsten widmete und ein reiches Erbe hinterlassen hat, um das uns die ganze Welt beneidet. Der ganze Disneyland-Rummel ist nur ein schwacher Fake-Abklatsch des Originals, das die Kini-Schlösser etabliert haben. Wobei es gar nicht beabsichtigt war, dass das Volk ob Ludwig II. ins Schwärmen geraten sollte.
Sehnsuchtsträume dem Volk vorgeführt
Dass die Schlösser kurz nach dem Tod des Königs der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, war eher gedacht als Abschreckung und als Beweis dafür, dass der doch wahnsinnig war. Doch seine ausgelebten Kunstträume machten Ludwig II. nur wahnsinnig beliebt: Weil er seinem Volk Sehnsuchtsträume vorführte in seinen Schlössern, die nicht von Architekten, sondern von Theatermalern entworfen wurden. Weil er Wagners Musik ermöglichte. Weil er eine unglückliche Romanze um Kaiserin Sissi durchlitt.
Der patriotische Bayer zweifelt nicht: Mord
Ludwig II. ist unser Märchenkönig, und niemand darf Hand an ihn legen. Auch nicht ein Kini-Vertrauter wie der junge Schauspieler Josef Kainz, der auf der berühmten Fotografie von Hanfstaengl hinter dem sitzenden Monarchen steht und seine Hand auf dessen Schulter legt. Das wurde postwendend retuschiert.
Wie überhaupt unser ganzes Bild von König Ludwig II. ständig retuschiert wurde – bis in unsere Zeit, wo die Wittelsbacher Erben eine Untersuchung seines Leichnams nicht gestatten, die endlich Klarheit hätte bringen können um sein Ende am/im Starnberger See.
Und nun gibt es also noch eine Retusche auf dem Theater: Jörg Herwegh, der alle Fakten und Theorien um Ludwig II. akribisch gesammelt hat, stemmt mit seinem „Kini-Schiaßer“ eine ganz neue Version der mysteriösen Vorgänge um seinen Tod auf die Bühne in der Staudhamer Landwirtschaft. Aus Aussagen von Zeitzeugen und historischen Dokumenten entsteht ein Kaleidoskop, das alle harten Fakten und mögliche Motive für den Mord am Kini zusammenschließt.
Hat der Versoffene was zu verbergen?
Denn dass unser Märchenkönig ermordet worden ist, daran besteht für einen patriotischen Bayern kein Zweifel. Die offiziell ausgegebene Selbstmord-Theorie glaubt niemand. Da konnte auch eine Verfilmung des Stoffes, mit Publikumsliebling O. W. Fischer nichts ändern, der am Ende verklärt mit ausgebreiteten Armen im See versinkt. Jörg Herwegh holt die Debatte um König Ludwig II. zurück ins Bodenständige. Er siedelt sein Stück vornehmlich im Wirtshaus an zwischen Saubauern und rustikaler Stammtischbesetzung, wo der versoffene Ex-Chevauleger des Kinis als Fremdenführer seine Geschichten zum Besten gibt und als „Kini Schiaßer“ gilt. Sollte er Ludwig II. wirklich auf dem Gewissen haben?
Herwegh – leibhaftige Verkörperung
Jörg Herwegh schlüpft nicht nur in diese Rolle, er verkörpert sie leibhaftig. An seinem kleinen Katzentischerl mit kitschiger Miniatur-Figur von Ludwig II. raunt, poltert und barmt er, als ginge es um sein Leben. Er lässt sich gar mehrfach in die Zwangsjacke des Verrückten stecken, rollt mit ihr gar stuntmäßig über den Tisch und fällt spektakulär zu Boden. Ein schauspielerischer Bravourakt, der das Publikum gebannt hält. Denn die anderen handelnden Personen sind eher Stichwortgeber, kaum erkennbare Personen – auch wenn sie die unterschwellige Boshaftigkeit kurz vor der Wirtshausrauferei sehr realistisch in Szene setzen. Als ärztliches Wachpersonal des auf Schloss Berg eingesperrten Kinis dienen sie eher dramaturgischen Zwecken, um die nötigen Informationen an Mann/Frau zu bringen.
Wie überhaupt ob der großen Informationsfülle das Stück bebildertes Hörspiel ist – nach dem Vorbild von Karl Kraus „Die letzten Tage der Menschheit“, nur geht es um die letzten Tage von Ludwig II. und um die letzten Tage des „Kini-Schiaßer“. Schließlich wollen die Einwohner von Berg nicht als Mitwisser gelten – auch wenn da einige offensichtlich bestochen worden sind, und sich nun als arme Schlucker große Häuser leiten konnten. Was der Kini-Schiaßer da alles ausplaudert, geht denn doch zu weit. Warum sollte die Welt denn wissen, dass am Todestag des Kinis die Gendarmen von Haus zu Haus gingen und der Bevölkerung verboten, sich abends im Freien aufzuhalten und schon gar nicht in der Nähe des Schlossparks.
Ein Kini-Tatoo auf der Brust – warum?
Der Kini darf auch selbst durch das Theaterstück geistern – ein Versatzstück wie der Kulissenumriss von Neuschwanstein. Und ganz am Ende, wenn der Kini-Schiaßer von der resoluten Schriftstellerin Frau von Rapali in die Enge getrieben mit seiner letzten Wahrheit herausrückt: einem Kini-Tattoo auf der Brust. Die Pointe wollen wir hier nicht verraten, ist sie doch das Spannungsmoment, auf das die Inszenierung hintreibt. Nur so viel: Der Kini-Schiaßer endet im Starnberger See – wie Ludwig II.
Das Publikum ließ sich nur allzu gerne von Herwegh und einer tadellosen Crew (Flo Wimmer, Steps Losen, Simon Mühlbauer, Constanze Baruschke, Marion Michel und Andreas Faltermeier) in Bann ziehen. Es spendete herzlichen Applaus. Und die Verschwörungstheorien um König Ludwig II. sind um eine Variante reicher
Theater Herwegh zeigt unter freiem Himmel „Raumschiff DrEnterhalb“
ovb online über "Raumschiff DrENTERhalb"
Auf Freiluftaufführungen setzt das Theater Herwegh mit seinem neuen, auf Corona-Zeiten abgestimmten Programm. Eines der dabei gespielten Stücke ist die skurille Raumschiffposse „DrEnterhalb“. Zwei Bavoronauten werden ins Weltall geschickt, um den Aliens bairisches Kulturgut zu vermitteln - mit kräftigen Anleihen an Star Trek.
von Ute Fischbach-Kirchgraber
Wasserburg – Lachhaftes ist trotzdem zum Lachen, dachte sich Jörg Herwegh zu Recht und griff zum Theater-Wiederauftritt in Zeiten von Corona voll in die Klamottenkiste bei seinem neuen Freiluft-Programm „Raumschiff DrEnterhalb“. Da machen sich drei Bavaronauten auf in die unendlichen Weiten des Weltraums, um den Aliens bairische Kultur nahezubringen. Wobei das mit den drei stimmt nicht so ganz, denn da ist ein Quoten-Preuße dabei – damit es Zuschuss von der Bundesregierung gab für das Projekt. Und dieser Preuße ist noch dazu eine Frau. Also alles gendergerecht, zumal diese Dame sowieso lieber Wein trinkt, und das Material fürs Bierbrauen an Bord somit länger vorhält für die beiden Herren der Besatzung. Denn dass Wein länger hält als Bier, ist für Bayern irrelevant – jahrelang soll das Bier eh nicht überleben in seiner Flasche.
Die Enterprise stand Pate
Klarer Fall, dass das Raumschiff Enterprise Pate stand, dass Captain Girgl (ganz der Chef: Jörg Herwegh) und Commander Stofferl (krachend derb: Steps Lossin) in ihrer Trainingsanzug-Raumfahrerkleidung sofort identifizierbar sind. Lieutenant Ur-Sula (subversiv feminin: Kirsten Lossin) beglückt mit Minikleid und Stiefeln das Zuschauerauge.
Zum Einstand erfolgt ein herzhafter Biss in eine Leberkässemmel, was den Funkverkehr zu einem space-igen Rauschen verhilft. Überhaupt ist der Übergang von Space und Spaß fließend, vor allem, wenn sich der Captain Girgl die offene Bierflasche in die Hosentasche steckt und artig das Bein hebt, wenn er sein Glas füllen will. Eine neue bayerische Kulturtechnik ist geboren.
Auch "Buchbinder Wanninger" mit von der Partie
Und wie sieht es aus mit der Mission? Was gehört alles zur bairischen Kultur, die man den Aliens nahebringen will? Die beiden Herren probieren dazu Texte. Etwa die Bibel-Version von Michl Erbauer, der konstatiert, dass am Anfang nix war, und dann wieder nix, und dass es wirklich nicht so pressiert hätte, die Welt in acht Tagen zu erschaffen.
Karl Valentins „Buchbinder Wanninger“ darf nicht fehlen und erweist sich als top-aktuell, denn abgesehen vom altmodischen Telefon geht es in einer Whats-App-Gruppe auch nicht sinnstiftender zu. Jörg Herwegh führt das Lachmuskel-strapazierend vor – damals wie heute.
Weiß Ferdl im Raumschiff
Der Weiß Ferdl gurkt mit seiner Straßenbahn der Linie 8 einmal durchs Raumschiff, wobei er einen weitaus interessanteren Einblick in die bayerische Psyche gibt mit einem anderen Text: „I woas ned, wia ma is.“ Nämlich grantig ohne Grund.
Grund zum Grant hat aber Ludwig Thomas Engel Aloisius, der ums Verrecken nicht frohlocken will und seinen Himmel nicht im Paradies, sondern im Hofbräuhaus findet – weshalb die bayerische Regierung noch immer auf die göttliche Eingebung von oben wartet.
Allesamt unverwüstliche bayerische Klassiker-Nummern. Und damit wir mehr über unsere Kultur erfahren, darf Quoten-Preußin Ur-Sula die bayerische Sprache analysieren mit ihrer vielbedeutenden Lautmalerei (Äha), ihrem Konjunktiv 2 und der doppelten Verneinung.
"Preußen" als Aliens?
Und wo bleibt der Alien? Der ist einerseits bereits an Bord, denn was sind Preußen anders als Aliens! Und wie verständigt man sich mit ihm? Indem man die Bordkantine in ein Wirtshaus umwandelt, Blasmusik aufspielen lässt und eine Kellnerin im Dirndl Bier kredenzt. Das hat noch jeden überzeugt. Da ist es nur allzu logisch, dass Ur-Sula mit Alien-Maske auftritt und dem finalen Spuk ein Ende macht: der von ihr zwecks Quotenerfüllung verlangten Valentin-Darstellung zweier Stiegenhaus-Ratschn, in die die Herren sich astrein handgreiflich verbeissen. Und da darf man noch einmal der großartigen bayerischen Beschimpfungs-Kultur lauschen und sich den Blattern-gesteppten Rosenteint auf der Zunge zergehen lassen.
Das Publikum kann angesichts dieses „Raumschiff DrEnterhalb“ gar nicht anders als lauthals lachen. Eine wohltätige Entspannung in Zeiten von Corona.
Maria Stuart
Die Furie ihres Lebens
ovb online11.05.19
Rosenheim – Das „Theater Herwegh“ hat sich den Hans-Fischer-Saal im Künstlerhof als Theatersaal erobert und inszenierte dort „Maria Stuart“ von Friedrich von Schiller.
Regisseur Jörg Herwegh, der auch als Rahmen-Erzähler fungierte, ließ immer alle Figuren auf der Bühne, die er mit hartmetallener Musik beschallen und mit Düsterlicht verschatten ließ. Man kann sich diesen Saal, der sonst Musik oder Vorträgen dient, auch künftig als fantasievoll umgebauten Theatersaal vorstellen.
Herwegh kürzte geschickt das Drama um die beiden Königinnen Elisabeth von England und Maria von Schottland auf (inklusive Pause) knapp zwei Stunden, schnitt Szenen wie in einem Film gegeneinander und schuf damit so viel Spannung, dass man dem Treffen der beiden Königinnen geradezu entgegenfieberte. Reduziert und stilisiert sind die Kostüme: farbige Staatsröcke für die Männer, Schwarz und Weiß für die „Virgin Queen“ Elisabeth und Schwarz und Rot für die wegen ihres Männerverschleißes bekannten Maria.
„Sie ist die Furie meines Lebens!“, klagt Elisabeth über ihre Cousine Maria, deren legitimes Recht auf den Thron von England größer ist als das der unehelich geborenen Elisabeth. Dasselbe könnte auch Maria sagen, für die Elisabeth am Ende zur Todesfurie wird. Herrscherlich und königlich sind beide in Gestalt und Sprache, auch wenn Elisabeth auf einem goldenen Thron sitzt und Maria in einem Stahlgestänge gefangen ist. Sabine Herrweg ist meist von schneidend-klirrender Kälte, ihre Diktion ist sorgfältig-überlegt, sie bewegt sich immer hochaufgerichtet: eine Königin in jeder Faser ihre Leibes. Constanze Baruschke als Maria dosiert souverän die Dynamik ihrer Worte, sie ist auch körperbewegter. Bei ihrem Zusammentreffen bezichtigt Elisabeth genüsslich-kalt Maria der Hurerei: „Es kostet nichts, die allgemeine Schönheit / zu sein, als die gemeine sein für alle.“ Da brüllt Maria ihr zorntrunken mit Schaum vor dem Mund die größte Beleidigung entgegen: „Der Thron Englands ist durch einen Bastard entweiht!“
Dann geht es schnell zum Ende, die Läuterung Marias, ihre Beichte und die Annahme ihres Schicksals spart Herwegh aus. Doch merkt man Herwegh, der selber den Gefängniswärter Paulet spielt, an, wie sehr er Schillers Sprache und Schillers Pathos liebt. Die übrigen Schauspieler gehen unterschiedlich mit den Schiller‘schen Blankversen um: bairisch-redlich Sabine Niederthanner als Marias Amme und Chris Blunser als Graf von Shrewsbury, geschickt Klaus Schöberl als kalter Politiker Burleigh, oft zu leise-heiser Eduard Huber als Lord Leicester, dafür jünglingshaft-schwärmend und tollkühn entflammt Elias Andrich als der junge Mortimer, der Maria liebt, sie retten will und dafür stirbt.
Immer mehr wird man hineingezogen in dieses Drama, in dem sich Erotik, Politik und Religion durchdringen, in dieses Stück Enthüllungspsychologie. Selten wird ein Drama von Schiller in Rosenheim gespielt: Hier ist die Gelegenheit.
Der Brandner Kaspar
Ein Brandner Kaspar jenseits der weiß-blauen Klischees
ovb online am 25.06.19 15:42
Kerschgeist macht lustig: Jörg Herwegh als Brandner (links) und Gerd Niedermayer als Boandlkramer. Kirchgraber
Das Theater Herwegh zeigt am Stoa in Edling eine Inszenierung des Brandner Kaspars in der Theaterfassung von Joseph Maria Lutz. Regisseur Jörg Herwegh lässt die Bayern-Tümelei weg und erzählt eine authentische Geschichte in authentischer Sprache.
Edling – Dass unser Bayernland das Paradies sein muss, gilt nicht nur für das Fremdenverkehrsamt als ausgemacht. Wer hier ist, will nicht wieder weg. Auch nicht, wenn der Tod zur letzten Reise einlädt. Wenn man doch noch ein paar Jahre mehr heraushandeln könnte… Wir Bayern wissen spätestens seit Franz von Kobell und seiner Erzählung „Gschicht vom Brandner Kaspar“, dass das möglich ist. Und seit Kurt Wilhelm am Residenztheater einen Jahrzehnte lang auf dem Spielplan stehenden Theaterdauerbrenner aus der verrückten Story geschnitzt hat, ist der „Brandner Kaspar“ zum bayerischen Nationalhelden aufgestiegen. Umgeben von barocker Gloriole steht das Schlitzohr, das den Tod – respektive den Boandlkramer – mit Kirschgeist abfüllt und dann beim Kartln betrügt, für das ultimative bayerische Lebensgefühl, verbunden mit der respektvollen Anerkennung: A Hund is er scho.
Zurück zu den Wurzeln
Wenn nun Jörg Herwegh und sein Theater den Brandner Kaspar in der Theaterfassung von Joseph Maria Lutz erneut ins Paradies schauen lässt, dann entkernt er die Geschichte sozusagen, indem er alle weißblauen Klischees vermeidet. Schon der Aufführungsort am Stoa in Edling macht es möglich, wieder zu den ursprünglichen Wurzeln zurückzukommen. Wenn da die handelnden Personen in der Originaltracht von 1807 auftreten und ausstattungsmäßige Kargheit herrscht, hat man als Zuschauer das Gefühl, eher einem alten Schwarzweiß-Film beizuwohnen. Da ist nichts aufgesetzt, nichts Effekthascherisches, sondern schlichte Authentizität. Das Bairisch kommt durchwegs so natürlich von den Lippen der Darsteller, dass eventuelle preußische Zuschauer wohl Verständnisschwierigkeiten hätten, sollten sie sich an den Edlinger Stoa verirren.
Geschichte spielt zur Zeit Napoleons
Geschichtliches Zusammenhänge sind es, die Jörg Herwegh besonders herausarbeitet, indem er Nachrichten über Napoleon und seine vielen Kriege lanciert, bei denen die Bayern ja als Verbündete mitmachten, weswegen sie zur Belohnung Königreich wurden.
Unzählige junge Bayern mussten ihr Leben lassen im Kampf gegen Andreas Hofer in Tirol, dem eigentlich die Sympathien der Bevölkerung galten. Auch wenn sie das nicht offen sagen durften. Nur der Wirt reißt manchmal seinen Mund auf, wird aber gleich vom Bürgermeister eingebremst und als revoluzzerischer Geist denunziert, indem er als arbeitsscheu vorgeführt wird und unter der Fuchtel seiner Frau steht. Einmal kehrt er den Reisigbesen gegen sie, doch sie schwingt drohend den Kochlöffel. Das ist die einzig rein komische Szene. Ansonsten herrscht der Sprachwitz des bayerischen Idioms mit seiner Gstanzl-Boshaftigkeit.
Vom Stoa regnet‘s per Gießkanne
Die Aufführung gibt sich vor der Pause ein bißchen wie ein bebildertes Hörspiel. Doch wenn es dann dem betrogenen Boandlkramer gelingt, den Brandner vorzeitig auf eine Fahrt ins Paradies mitzunehmen, zeigt sich die Magie des Spielortes. Der Karren, auf dem die beiden sitzen, ist zwar real, aber im Scheinwerferkreis bewegen zwei Menschen den Scherenschnitt des Pferdes auf seinem wilden Galopp, während Petrus es von oben mit einer Gießkanne regnen lässt, Hagelkörner herunterschüttelt und mit dem Windblech donnert. Angekommen erscheinen Grillenzirpen und Froschquaken nebst den funkelnden Sternen himmlisch genug, um im Publikum die Paradies-Vorstellung zu wecken.
Überzeugendes Ensemble
Jörg Herwegh stattet seinen Brandner Kaspar mit viel Kraft und echten Juchzern aus. Gerd Niedermayer als dürrer Boandlkramer wirkt wie ein Karl Valentin, der mit Kirschgeist zu absurd komischer Artistik aufläuft. Die zahlreichen weiteren Darsteller erfüllen ihre Rollen tadellos. Steps Lossin ist ein dominanter Bürgermeister, Sonja Rupp als Sennerin Maria ein selbstbewusstes Frauenzimmer, Andreas Faltermeiers Wirt zieht vorsichtshalber den Kopf ein und Alois Gröbmeiers „Jagersepp“ durchstreift das Revier musterhaft.
In weiteren Rollen: Constanze Baruschke-Herwegh, Werner Gartner, Marion Michel, Alois Trautbeck, Jorgo Grebenikow, Magdalena Glück, Fritzi und Jan Binsteiner.
Gersthofen, Augsburger Allgemeine
"Spitzenbesetzung in Gersthofen
Hervorragende Schauspieler verkörperten über zwei Stunden ihre Rollen realitätsnah und temperamentvoll unter der Regie von Jörg Herwegh. Herauszuheben sind die Hauptrollen mit Erol Sander als Inspektor Craddock und Christl Bergmeier als schrullige, aber hinterlistige Miss Marple."
Worms, Allgemeine Zeitung
Jörg Herwegh, Dramaturg und Regisseur des mobilen Tourneetheaters „Komödie Wasserburg“, hat in seiner Bearbeitung von Agatha Christies Roman „Ein Mord wird angekündigt“ das komische Element durch Überzeichnung der Figuren noch weiter zugespitzt, so dass das Publikum im nahezu ausverkauften Wormser Theater viel zu lachen hatte. Darüber hinaus ist sein Inspektor Craddock kein sturer Trottel wie gewöhnlich, sondern ein durchaus gewitzter und ausgesprochen sympathischer Kriminalist. Kein Wunder, schließlich wird er vom deutschen Gentleman-Ermittler Erol Sander gespielt.
Weiden, Onetz
Zwei Schauspieler verleihen den beiden zentralen Figuren ihre persönliche Note und geben ihnen einen eigenen Charakter - als Miss Marple agiert Christl Bergmeier und in die Rolle des Inspektor Craddock schlüpft Fernseh-Liebling Erol Sander.
Auch als männlicher Theater-Besucher muss man neidlos anerkennen, dass Frauen-Liebling Sander (nicht wenige der zahlreichen Zuschauer in der Max-Reger-Halle dürften wegen ihm gekommen sein) seine Sache wirklich ausgezeichnet macht: mal etwas tollpatschig, dann wieder genial kombinierend, mal der schmachtende Frauenversteher, dann wieder der knallharte Inspektor.
Sander trägt das Stück, dennoch haben auch die anderen Mitspieler auf der Bühne genügend Raum, um sich in Szene zu setzen. Christl Bergmeier gibt eine alles andere als schrullige Miss Marple, die bereits ihre richtigen Schlüsse zieht, als der Inspektor noch Zeugen befragt. Von den weiteren Darstellern des Abends kommt vor allem Constanze Baruschke eine dankbare Rolle zu, die sie mit viel Witz meistert: sie agiert als Miss Blacklocks ungarische Köchin mit viel Temperament und Leidenschaft. Weitere Akteure sind Kirsten Lossin als herrlich überkandidelte Bunny und Steps Lossin als lethargischer Constable Berkley.
Düren, Aachener Zeitung
Im Haus der Stadt in Düren war am Donnerstagabend kein Platz mehr frei, schon vor Weihnachten waren alle Karten für die Kriminalkomödie „Ein Fall für Miss Marple – ein Mord wird angekündigt“ von Aagatha Christie mit dem bekannten Fernsehschauspieler Erol Sander („Mordkommission Istanbul“) ausverkauft.
Und die gut 450 Menschen im Haus der Stadt wurden nicht enttäuscht: Sie erlebten mit dem Ensemble der „Komödie Wasserburg“ eine amüsante und temporeiche Kriminalgeschichte und einen bestens aufgelegten Erol Sander.
Humorvoll und flott
Die Inszenierung von Regisseur Jörg Herwegh war humorvoll, flott und abwechslungsreich. Herwegh hat das komische Element durch Überzeichnung der Figuren noch weiter zugespitzt, so dass das Publikum viel zu lachen hatte.
Darüber hinaus war sein Inspektor Craddock kein sturer Trottel wie gewöhnlich, sondern ein durchaus gewitzter und ausgesprochen sympathischer Kriminalist.
Schräg und gut aussehend
Neben Sander, der wirklich einen wunderbar schrägen und gut aussehenden Kommissar abgab – übrigens gleichsam großer Frauen- und Fußballversteher –, begeisterten vor allem das Hausmädchen Mitzi (Constanze Baruschke) mit ihrem herrlich-ungarischem Akzent, Bunny, die leicht verwirrte Mitbewohnerin von Lady Blaklook, und Constable Berkley, der etwas trottelige Kollege von Inspektor Craddock.
Waldkraiburg, OVB
Mörderspiel vor ausverkauftem Haus
Das mobile Tourneetheater „Kömödie Wasserburg“ unter Jörg Herwegh hat in dieser Form wieder bewiesen, dass es nicht nur Volkstheater, sondern auch gehobene, fein ironische Komödien großer Autoren mit Spielspaß und Professionalität auf die Bühne bringen kann. Er hat auch die deutsche Bühnenfassung für diese Inszenierung bearbeitet und Regie geführt. Ein großer Spaß mit einem spielfreudigen Erol Sander.